Das Team der AWO-Fachklinik Legau hat ein ehrgeiziges Ziel:
seinen Patientinnen zu einem dauerhaft suchtfreien Leben zu verhelfen.

Auf der Grundlage aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse der Medizin und Psychologie wird in Legau ein verständnisvoller und wertschätzender Umgang mit den Patientinnen gepflegt. Der Blick richtet sich auf die individuellen Stärken, Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten, die es auszubauen gilt.

Alle Patientinnen leben bei uns in Wohngruppen. Die einzelnen WGs sind abgeschlossene Wohneinheiten mit eigenem Eingang – ausgestattet mit Wohnzimmer, Küche und Essraum, einer bzw. mehreren Duschen/Badezimmern und separaten WCs. Die Wohngruppe bereitet gemeinsam ihre Mahlzeiten (Frühstück, Abendessen und z. T. auch den Mittagstisch) und versorgt sich wie in einem häuslichen Haushalt weitgehend selbst. Unterstützt werden die Wohngruppen von eigens dafür eingestelltem Betreuungspersonal. Beim Kochen und bei der Haushaltsführung erhalten die Patientinnen im Rahmen der Soziotherapie Unterstützung durch die Hauswirtschafterin und die WG-Betreuerin.

Patientinnen mit Essstörungen
Bei einigen unseren Patientinnen zeigen sich neben dem Vorliegen einer Suchtmittelabhängigkeit auch Essstörungen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich in der Lebensgeschichte dieser Patientinnen häufig Phasen von Bulimie/Anorexie/Adipositas und Suchtmittelmissbrauch abwechseln und dass während der stationären Behandlung eine Essstörung wieder auftreten kann. Eine Behandlung der Abhängigkeitserkrankung unter Berücksichtigung der Essstörung ist sinnvoll und begünstigt die Prognose für eine stabile Abstinenz.
Voraussetzung ist die Bereitschaft zum Symptomverzicht oder zumindest zur Symptomreduzierung und ein offener Umgang mit der Essstörung, sowie stabile Laborwerte (Calium/BDI = >17,5)
Die individuell möglichen Ziele und Schritte, orientiert an den Fähigkeiten und Stärken der Patientin, werden gemeinsam mit der Betroffenen ggf. in einem individuellen Therapievertrag vereinbart.
Trotz unseres therapeutischen Angebotes müssen wir darauf hinweisen, dass wir nur über eingeschränkte Ressourcen verfügen, um eine im Vordergrund stehende Essstörung zu behandeln. Wir verweisen hierzu auf entsprechende Facheinrichtungen.

Traumatisierte Menschen werden deutlich häufiger von Suchtmitteln abhängig als nicht traumatisierte (1). Neben der Suchtmittelabhängigkeit zeigen sich vielfältige weitere seelische, körperliche und soziale Folgen.

Ein Großteil unserer Patientinnen hat in ihrer Lebensgeschichte traumatische Ereignisse erfahren. Aus diesem Grund bieten wir traumaspezifische Psychotherapie (2) an. Unser Behandlungskonzept orientiert sich dabei an einem ressourcenorientierten Ansatz. Das heißt, vor einer Traumabearbeitung streben wir zunächst immer eine ausreichende Stabilisierung der Klientin an. Sie erfolgt in Gruppen- und Einzelübungen und -gesprächen sowie in eigenen Übungen der Patientin  in ihrer Freizeit.

Einen entscheidenden Anteil an der persönlichen Identität bildet die Gender-Rolle, die wir in unserer Gesellschaft einnehmen. Wie jede andere persönliche Leidensgeschichte einer Frau ist auch die Entwicklung hin zur Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit im Ganzen nur zu verstehen, wenn wir die Rolle der Frau in der Gesellschaft betrachten. So wird in der Regel die Entwicklung des Mädchens/der Frau z. B. stärker geprägt sein von der Erfahrung der Anpassung und der Abhängigkeit in Beziehungen, einer intensiveren Bindung an die Familie, einer geringeren Chancengleichheit in Bezug auf den Besuch weiterführender Schulen und die Ausbildung zu einem Beruf. Nicht selten machen Frauen schon sehr früh Erfahrungen mit männlicher Unterdrückung und sexueller Gewalt. Viele Patientinnen waren über eine lange Zeit einer Mehrfachbelastung ausgesetzt: Sie sind gleichzeitig berufstätig, führen den Haushalt alleine und ziehen Kinder groß. Oft versorgen sie auch noch hilfsbedürftige Angehörige.